Biene
Liebe Freunde, heute wollte ich mich mal bei Euch melden, damit Ihr beruhigt seid und wisst, dass es mir gut geht.
Also erstmal: ich bin die Susi, die in der Kaninchengruppe bei Euch immer so zurückhaltend war. In meinem neuen Zuhause bin ich aber so eifrig (und wenig zurückhaltend) durch den Garten gesummt und habe jede einzelne Blume inspiziert, dass ich jetzt Biene heiße und nicht mehr Susi – mir soll es Recht sein. Da ich nicht plane, auf den einen oder den anderen Namen zu hören, ist es ziemlich egal, was die Trockenfutterspender rufen, wenn sie durch den Klee gelaufen kommen.
Hinter mir liegen wirklich aufregenden Wochen. Erst die lange Autofahrt bis Dortmund und dann ein Blind Date mit einem Typen, der den Namen Chicharito trägt. Fancy, aber irgendwie albern, fand ich. Also Liebe auf den ersten Blick war das nicht. Ich hatte mir einen großen, starken, wildfarbenen Bock vorgestellt. Mein Zukünftiger sollte Dress-Rabbit- Qualitäten haben und eine Kämpfernatur sein. Was finde ich vor? Ein kleines, schwarzes, pummeliges Männlein mit winzigen Pfötchen und kleinen Ohren. Ok, sein Fell ist toll flauschig und er war supernett und zurückhaltend aber eben nicht das, was ich mir so vorgestellt habe. Aber im Laufe der Zeit ist mir dieser Farbzwerg ans Herz gewachsen- was soll ich sagen: Ein Traumprinz ist er nicht, aber eine 6,0 auf dem Knuddelindex ist für eine lebenslange Verbindung schließlich doch wichtiger, als Model-Maße. Er putzt ganz phantastisch und gibt Futter ab. Sogar Fenchelgrün, wofür wir beide unser linkes Hinterbein geben würden.
Apropos Fenchelgrün: hier gibt es Blumen, Kräuter und Grünzeug in Massen. Und wir dürfen an (fast) alles dran. Und es gibt ein paar Stellen, da kann man Buddeln. Das ist überhaupt das Tollste: Buddeln. Im Übrigen bin ich hier nicht nur Kostgänger, ich habe einen Job: Chicharito und ich sind als Hasenmäher für den hinteren Garten angestellt, der uneben ist und sich nur schlecht mit dem Elektromäher bearbeiten lässt. Bisher sind unsere neuen Arbeitgeber sehr zufrieden.
Was wirklich ärgerlich war: der Geruch seiner Ex. Überall war der. Ich habe ganze 10 Tage damit verbracht, hier alles erstmal zu markieren. Und noch immer stoße ich auf Gegenstände, die nach Mucki riechen- und wenn mein Chicha die findet, dann wird er traurig und ich wütend. Darum werden die übermarkiert. Immer wieder. Mucki mag ja die tollste Kaninchen-Frau der Welt gewesen sein, aber nur, bis Biene kam, damit das klar ist.
Was ich blöd finde: Abends muss ich in den Käfig im Haus. Zu den Menschen. Das mag ich nicht so gern, aber es gibt hier Nachts Füchse und Wiesel und tagsüber Greifvögel (der Flughafen ist in der Nähe), da muss man vorsichtig sein. Chicha ist viel vorsichtiger als ich, der kennt sich besser aus. Aber der hat auch ein paar Monate ganz allein draußen gelebt bevor er ins Tierheim kam und kennt die Gefahren. Er ist als ganz kleines Kaninchen ausgesetzt worden und erst mit fast einem Jahr eingefangen worden. Da hat er einiges erlebt und wenn er sagt „Zeit für den Käfig, es wird dunkel“ dann geh ich besser mal mit.
Und noch etwas liegt mir am Herzen: ich wollte Euch ganz doll danke sagen! Von Chicha kenne ich ja nun auch andere Tierheime und auch die Mucki war wohl aus einem Tierheim. Aber so schön wie bei Euch, war es bei allen anderen nicht. Die haben mir erzählt, dass sie ganz kleine Käfige hatten und kaum Platz und dass es auch nicht sehr sauber war. Bei Euch dagegen war es immer ordentlich und schön. Soweit man sich als Kaninchen in einem Innenraum wohlfühlen kann, habe ich mich wohlgefühlt und Ihr wart immer nett zu mir. Dafür noch einmal ein ganz großes Dankeschön. Grüßt mir die anderen Fellnasen und sagt Ihnen, dass sie auch mal danke sagen sollen. Ihr macht einen tollen Job, hört nicht auf damit
Viele Grüße
Eure Biene ( früher Susi)